Hinausspaziert

MILLI HORNEGGER

Hinausspaziert aus dem Krone-Universum. Ab sofort: herumspaziert im richtigen Leben! Aber bitte mit zwei gleichen Schuhen – es geht sich einfach besser.

Mein erstes Date mit Claudia hatte ich, da war sie noch blond und ich hatte eine Dauerwelle. Beide wilderten wir vertretungsweise im Revier der Paragrafen, Staatsanwälte und Richter. Treffpunkt war ein Verhandlungssaal im Gericht Wels. Ich hatte damals schon Krone-Background, Claudia noch einen anderen Familiennamen und einen anderen Arbeitgeber. Aber die zukünftige Freundin und beste Arbeitskollegin von allen nahm mich in ihrem Auto – ich glaube, es war ein VW-Käfer, aber beschwören könnt´ ich es nicht – mit zurück nach Linz.

Der große Unterschied zwischen uns: Claudia konnte die Finger nicht mehr lassen von all den bösen Räubern, Mördern und Betrügern (ok: es gab auch jede Menge böse_lnnen). Für mich blieb das immer eher exotisches Gelände. Mir taten die Menschen auf der Anklagebank oft noch ziemlich leid – wo sie doch alle eine so vermurkste Kindheit gehabt hatten. . .

Im Gegensatz dazu durfte/musste/konnte Claudia auch die Kultur übernehmen – immer wenn ich meine (Kurz-)Urlaube nahm. Und es war wie das Amen in einem Gebet: sobald ich meinen Urlaubsantrag unterschrieben hatte, kam die Einladung des langjährigen Landeskulturhauptreferenten zur wichtigsten Kulturpressekonferenz des Jahres. Ich habe all die Jahre nicht mitgezählt, aber Claudia hat Josef Pühringer möglicherweise öfter getroffen als ich. Kann es Zufall sein, dass er jetzt, wo sich Claudia als Krone-Doyenne zur Ruhe setzt, der Obmann des Seniorenbundes ist?

Eines sollte gerade in fortgeschrittenem Alter keinesfalls vergessen werden: Claudia und ich waren einmal ziemlich sportlich. In jungen Jahren gehörten wir zu den Stammgästen des Bowling-Centers in Pasching. Wir haben manchen gebrochenen Fingernagel dort zurück gelassen. Auch die Herren, die uns damals begleiteten, blieben irgendwann auf der Strecke. Haben aber teilweise immer noch „Familienanschluss“. So wie Claudia bei meiner Familie und ich bei ihrer.

Als ich meinen kleinen Bruder (der viel größer ist als ich) um Inspiration für diesen Text bat, meinte er: „Wünsch ihr was für die Zukunft“ und versah seinen Text mit Emojis wie Luxusbooten, einsamen Inseln, Wellenreitern, Riesen-Cocktails und dicken Sonnenbrillen. Das wirft die Frage auf: Wünscht mich mein kleiner Bruder ebenfalls weit fort auf eine Insel?

Zurück zum Thema: Neuanfänge hat Claudia stets zelebriert. Als sie das Gerichtsressort von Elfi Hanner übernahm, feierte sie das mit einem vierwöchigen Urlaub an der Ostküste der USA. Ich hatte keine Elfi MEHR (weil in Pension) und NOCH keine Claudia (weil die sich irgendwo zwischen Boston und Chicago an Hummerbrötchen delektierte). Und ich saß da: mit Gericht und Kultur. Eine gute Übung für die nächsten Jahre, ach was: Jahrzehnte! Eine von uns saß immer da: mit Gericht und/oder Kultur.

Aber ab sofort werden wir den Neuanfang gemeinsam zelebrieren. Denn ab sofort können wir endlich wieder GEMEINSAM verreisen. Wir können das: wir haben es schon geübt – von Hongkong bis New York. Hinausspaziert in eine neue Welt! Herzlich willkommen im Club! 

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