Produktivität und frohe Arbeiter müssen keine Gegensätze sein, erklärt der österreichische Wirtschaftsexperte Martin Kocher, bekannt für seine bahnbrechenden Ideen für längeres Arbeiten und weniger Pension, Sonntagsarbeit im Handel und Aushungern von Arbeitslosen, in seinem neuen Fachbuch „Das Sieben-Zwerge-Prinzip“. Darin weist er nach, dass dieses Prinzip, obwohl vom Bergbau abgeleitet, nicht nur diesen Wirtschaftszweig betrifft, sondern als allgemeines Grundprinzip des neoliberalen Wirtschaftssystems als ganzem gelten kann.
„Es ist eine Frage der Einstellung“, fasst Kocher zusammen: „Die Sieben Zwerge, wie wir sie aus der Darstellung Walt Disneys kennen, sind überaus effiziente Bergarbeiter, die nicht nur ein paar Stunden, sondern den lieben langen Tag pausenlos hacken und sich plagen. Dabei singen sie: Heiho, heiho, wir sind vergnügt und froh.“ Das liege daran, dass ihre natürliche Arbeitsfreude nicht künstlich geschmälert werde: „Sie haben weder eine Gewerkschaft noch unterliegen sie bürokratischen Arbeitszeitgesetzen, werden in keine Sozialversicherung gepresst, müssen nicht in Pension gehen und sind zufrieden, wenn sie in ihrem Massenquartier-Häuschen ein Bettchen, ein Becherchen und ein Tellerchen haben.“
Die Frage, wo da die soziale Gerechtigkeit bleibe, beantwortet Kocher damit, dass diese neuen Erkenntnisse seine frühere Analyse bestätigen würden, wonach „mehr Gerechtigkeit zu einem Verlust an Effizienz“ führe, und er wiederholt: „Die Gefahr ist, wenn etwas öffentlich und gerecht organisiert ist, dass es wenig Innovation und Dynamik gibt.“ Um die Wirtschaft marktgerecht zu gestalten, wie es das Zukunftsprojekt des Neoliberalismus vorsehe, müsse daher das Sieben-Zwerge-Prinzip durchgehend zum Tragen kommen: „Die Arbeitnehmer müssen endlich einsehen, dass rackern und sich plagen vergnügt und froh macht.“
Dies habe „der Visionär Walt Disney“ nicht nur in seinem Schneewittchen-Film von 1937 vorausgesehen. Eine „wirtschafts- und marktgerechte Sichtweise“ zeige sich auch in der Darstellung der fröhlichen Sklaven in seinem 1946 erschienen Film „Onkel Remus‘ Wunderland“, die nicht rassistisch sei, sondern „der Bedeutung der Arbeitnehmer in der neoliberalen Wirtschaft“ entspreche.